Werner Bergengruen (1892-1964) war zu Lebzeiten von Lesern und Literaturkritik gleichermaßen hoch geschätzt. Er galt dann auch als einer der erfolgreichsten Autoren in der frühen Bundesrepublik. So gehört z.B. „Der letzte Rittmeister“ von 1952 zu den wohl beliebtesten Werken der Nachkriegszeit. Bergengruens Bücher verkauften sich in millionenfacher Auflage, und etliche der Texte wurden an Schulen zur Pflichtlektüre. Das änderte sich grundlegend nach 1968. Seine Ethik wurde als konservativ gescholten, und vor allem der unerschütterliche Glaube, die Welt sei von Gott geschaffen und somit im Kern „heil“, galt nun als nicht mehr zeitgemäß. Werner Bergengruen wurde zum christlichen Traditionalisten abgestempelt, geriet mehr und mehr in Vergessenheit. In den letzten Jahren allerdings zeichnet sich erneut ein Wandel ab. So wird Bergengruen als Protagonist einer während der NS-Zeit in Wort und Tat konsequenten, unzweifelhaften „inneren Emigration“ herausgestellt, deren arrogante Aburteilung durch selbstgerechte spätere Generationen ihrerseits in die Krise geraten ist. Die von der Werner Bergengruen-Gesellschaft zusammen mit der Katholischen Akademie Bayern konzipierte Tagung anlässlich des 50. Todestages erkundet, u.a. über die Zeugenschaft von Zeitgenossen und Freunden Bergengruens sowie mit Blick auf seine Tagebuch-Aufzeichnungen, die geistige und religiöse Haltung, die ihn zum Widerstand gegen den Ungeist der Zeit und zur Behauptung der Poesie führte. Hören Sie hier das Referat von Lorenz Schütze über Bergengruens Konversion zum Katholizismus.